Arnold Preuß
Moin, Moin!

Persönliches

NWZ Online vom 9. Dezember 2024 - Wilhelmshavener Zeitung vom 11. Dezember 2024 - Jeversches Wochenblatt vom 11. Dezember 2024
Publikum ist ein echter Antrieb
WILHELMSHAVEN/FAB - Im Theater am Meer vereint das Ensemble Leidenschaft, Gemeinschaft und Plattdeutsch zu einem Schauspiel. Fünf Stücke spielt das Ensemble pro Saison, davon vier auf Platt und für jedes dieser Stücke gibt es 20 Vorstellungen. Viel Aufwand für die Ehrenamtlichen am Theater. Yannik Marschner und Arnold Preuß erzählen, was sie daran dennoch so fasziniert. - s. SEITE 6

Erfolgsgeheimnis hinter den Kulissen
ENGAGEMENT Theaterspielen stärkt die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein














Yannik Marschner (links) und Arnold Preuß berichten von ihrer Leidenschaft für das Theater. (BILD: Farbian Reges)
von Fabian Reges

Wilhelmshaven - Für Yannik Marschner gehört die Bühne im "Theater am Meer" in Wilhelmshaven seit zwei Jahrzehnten zu seinem Leben. Bereits mit zehn Jahren war er Mitglied der dortigen Theaterschule. Der 30-Jährige ist nicht nur Schauspieler, sondern auch für die Grafik und den Social-Media-Auftritt des Ensembles zuständig. Gemeinsam mit Arnold Preuß, dem Leiter des Theaters und seit 1973 im Ensemble, gibt er Einblicke in die Welt hinter den Kulissen.

Zeitaufwändiges Hobby
„Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, aufzuhören“, erzählt Marschner und beschreibt, was ihn antreibt: „Das Schauspielern ist fordernd, aber die Ergebnisse geben einem die Kraft, weiterzumachen.“ Und dieser Enthusiasmus ist ansteckend. „Alle unsere Mitglieder haben Bock darauf“, ergänzt er. Fünf Stücke spielt das Ensemble pro Saison, davon vier auf Platt. Arnold Preuß erklärt: „Auf Plattdeutsch kannst du alles machen. Und unser bunter Spielplan spiegelt die Vielseitigkeit des Theaters wider. “
Für jedes dieser Stücke gibt es 20 Vorstellungen. Dazu kommen jeweils etwa 30 Proben. „Im Grunde haben wir eineinhalb Monate Pause im Jahr. Die übrige Zeit ist eigentlich immer etwas los“, sagt Marschner. Die positiven Reaktionen des Publikums sind ein starker Antrieb. „Aber wer weiß, vielleicht sagt man uns einfach nicht, wenn etwas nicht gefallen hat“, bemerkt der 73-jährige Preuß mit einem Augenzwinkern. „Die Rückmeldungen geben uns den Mut, weiterzumachen“, stimmt Marschner zu. In dieser Spielzeit besteht das Ensemble aktuell aus 33 Darstellerinnen und Darstellern, darunter nur 13 Männer. „Uns fehlen männliche Darsteller in meinem Alter. Meist brauchen diese etwas mehr Anschub, um sich bei uns zu melden“, erklärt Marschner mit einem Lächeln. Dennoch ist er optimistisch: „Als ich anfing, waren wir nur zwei männliche Schauspieler. Wir wollen uns also nicht beschweren.“















Yannik Marschner und Arnold Preuß während des Stücks „Willkommen in deinem Leben“ auf der Bühne. BILD: Theater am Meer

Rund 100 Mitglieder
Doch das Theater lebt nicht nur von den Schauspielern. „Wir haben auch Mitglieder, die nie im Rampenlicht stehen“, betont Preuß. Requisiteure, Bühnenbildner und Servicekräfte – sie alle tragen zum Erfolg des Theaters bei. Rund 100 Mitglieder zählt das Ensemble, von denen die meisten ehrenamtlich arbeiten. Nur zwei von ihnen sind fest angestellt. „Jeder hat seinen Platz gefunden, wo er sich selbst verwirklichen kann“, lobt Preuß.

„Sind wie eine Familie“
Der Zusammenhalt innerhalb der Theatergemeinschaft ist außergewöhnlich. „Wir sind über viele Wochen im Jahr wie eine Familie“, sagt Preuß. Diese Geschlossenheit zeigte sich besonders während einer Spielpause, als das Ensemble gemeinsam das Theater renovierte. „Alle haben mit angepackt. Das war ein eindrucksvolles Zeichen für den Teamgeist“, erinnert sich Marschner. Preuß ergänzt: „Ohne so ein Ensemble kann ein Theater nicht funktionieren. Bei uns funktionieren alle diese Feinheiten zum Glück reibungslos und das macht alles sehr viel einfacher.“ Aber was macht das Theaterspielen so besonders? Für die meisten Menschen bedeutet es in erster Linie, sich zu verstellen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Für Marschner jedoch ist es weit mehr: „Es stärkt die eigene Persönlichkeit. Gerade junge Menschen merken schnell, wie sehr sie davon profitieren. Introvertierte Menschen werden offener und selbstbewusster.“ Arnold Preuß ergänzt: „Das Theater bietet die Möglichkeit, die eigene Komfortzone zu verlassen und Neues über sich selbst zu lernen.“

Wilhelmshavener Zeitung 30. Juli 2024

Arnold Preuß: „Plattdüütsch is en Hartensspraak“
SPRACHE - Für „Theater am Meer“-Leiter gehört Platt zur Region – Im ländlichen Raum verbreiteter als in Städten

FRIESLAND/WILHELMSHAVEN. (FAB) Plattdeutsch ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das Niederdeutsche, die Sprache des Nordens. In ganz Niedersachsen leben „Plattsnacker“ – alleine sechs unterschiedliche „Plattdüütsch“-Dialekte werden in Norddeutschland gesprochen.


Anerkannte Regionalsprache
„Plattdeutsch war sicherlich mal eine Weltsprache“, sagt Arnold Preuß, Leiter des Theaters am Meer, der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven . Zu Zeiten der Hanse, zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert, war Plattdeutsch nicht nur die wichtigste gesprochene Sprache in Norddeutschland, sondern auch eine angesehene Schriftsprache. Mit dem Niedergang der Hanse in der Mitte des 15. Jahrhunderts verlor das Platt allmählich an Bedeutung und Hochdeutsch wurde immer wesentlicher. „Heute ist Platt noch immer eine anerkannte Regionalsprache und gehört einfach zu dieser Region“, erzählt Preuß. 
Das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft hat im September 2023 eine Umfrage zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz in Ostfriesland gemacht. Mehr als 58 Prozent der 2637 Befr agten gaben dabei an, gut bis sehr gut Plattdeutsch zu sprechen und mehr als 84 Prozent von ihnen, Platt gut bis sehr gut verstehen zu können.


Umfassende Förderung nötig
Die Oldenburgische Landschaft, die sich für den Gebrauch der Regionalsprache in ihrem Gebiet, darunter die Stadt Wilhelmshaven und der Landkreis Friesland, einsetzt, hat solche Erhebungen nicht. „Eine repräsentative Studie oder Umfrage zum quantitativen Gebrauch des Niederdeutschen haben wir in unserem Bereich nicht“, erklärt Stefan Meyer, Diplom-Sozialwissenschaftler bei der Oldenburgischen Landschaft. Die letzte Erhebung zur Verwendung der Niederdeutschen Sprache habe das Bremer Institut für Niederdeutsche Sprache (INS) im Jahr 2016 gemacht.


Diese sei zu dem Ergebnis gekommen, dass eine „existenzielle Bedrohung“ der Regionalsprache noch keinesfalls gestoppt und noch weitere Anstrengungen sowie eine umfassende Förderung erforderlich seien. „Der subjektive Eindruck, dass das Niederdeutsche im ländlichen Raum verbreiteter ist als im urbanen Raum, hat sich dort bestätigt“, berichtet Meyer, da Städte mehr Menschen aus nicht-plattdeutschen Gebieten anziehen würden. Aber weil es sich um eine regionale Sprache handelt, müsse sie bewahrt werden, findet Meyer: „Eine Regionalsprache bietet neben einem Bekenntnis zu einer Region zugleich die Möglichkeit der regionalen Identität.“ Ähnlich sagt es Preuß – und zwar auf Platt: „Plattdüütsch is en Hartenspraak“ – eben eine Herzenssprache.

Hör- und Sprachverständnis
Wie es in Jever mit dem Gebrauch und dem Verständnis des Plattdeutschen aussieht, zeigt ein kleines Stimmungsbild. „Ich spreche es mit meinen Geschwistern und Freunden“, erzählt Ute Smidt aus Jever. „Man verlernt es einfach nicht.“ Elke Leiner, die in der Region aufgewachsen ist, beherrscht Platt ebenfalls: „Ich komme aus Ostfriesland, da bin ich geboren und wohne seit vielen Jahrzehnten in Jever. Ich bin mit der Sprache groß geworden.“
Heinz Mehrtens, der aus Ritterhude in der Nähe von Bremen stammt und derzeit mit seiner Frau Jever besucht, kennt das Niederdeutsche von seinen Großeltern: „Die beiden haben miteinander immer Platt gesprochen. Da ist natürlich auch bei mir etwas hängen geblieben. Heute verstehe ich es besser, als ich es spreche.“ Einen Wunsch zum Erhalt der Sprache hat Anne Anslik, die in Oldenburg in Holstein geboren ist, aber bereits seit vielen Jahren in Köln lebt: „Es wäre schön, wenn Kinder wieder vermehrt Platt sprechen würden.“


Förderung in den Schulen
Plattdeutsch für Schüler interessant zu machen ist das Ziel des Projekts „Platt is cool“, das 2009 in Niedersachsen von neun Landschaften und Landschaftsverbänden und der Landesschulbehörde ins Leben gerufen wurde und vom Kultusministerium unterstützt wird. Die Oldenburgische Landschaft hat zudem den Wettbewerb „Plattsounds“ initiiert für Nachwuchsbands aller Musikrichtungen aus Niedersachsen. Besonderheit: alle Beiträge müssen auf Plattdeutsch sein. Das Niedersächsische Kultusministerium zeichnet zudem regelmäßig Schulen aus, die sich in besonderer Weise für die Region sowie die Sprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch (gesprochen in der Gemeinde Saterland) einsetzen. Die Besonderheiten des Niederdeutschen hob schon 1976 der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt heraus: „Das Niederdeutsche ist ein Teil unserer Kultur mit eigenständiger Prosa und Poesie. Schon aus diesem Grunde sollte es gepflegt werden. Vielleicht sollten wir nicht nur Naturschutz und Denkmalschutz betreiben, sondern auch Sprachschutz.“ Gelingt es, junge Menschen für Platt zu interessieren, wird sicher auch der Wunsch von Arnold Preuß wahr werden: „Als Regionalsprache wird das Plattdeutsch hoffentlich noch lange bestehen.“


Medieninformation Nr. 2  |  01. Juli 2024

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“ – Spielplan 2024/25 vorgestellt
„Theater am Meer“ will Publikum mit fünf thematisch vielfältigen Stücken unterhalten

 

WILHELMSHAVEN/AP – Mit Spannung wurde auf der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung des „Theaters am Meer“ die Vorstellung des Spielplanes 2024/25 erwartet, der wieder in Abstimmung mit Elke Münch (1, Regisseurin) und Ulrike Schütze (stellv. Bühnenleiterin) vom Leiter des Theaters Arnold Preuß auf- und vorgestellt wurde. „Der Spielplan der letzten Spielzeit beinhaltete viele besondere und auch herausfordernde Themen, die Reaktionen der Besucher in den sozialen Medien, im Gästebuch und über die Mundpropaganda sowie die Besprechungen der Rezensenten waren insgesamt äußerst positiv“, so Preuß. „Dies brachte uns im Ergebnis sogar eine kleine Steigerung bei de Besucherzahlen auf insgesamt knapp 6.954 Besucher. Wir wollen daher in der kommenden Spielzeit diesen Mix aus unterhaltenden und ernsten Stücken beibehalten, wobei der Spielplan thematisch vielfältiger ausfallen darf. Unter dem Motto „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“ (Pablo Picasso) haben wir uns wieder fünf Inszenierungen im Abonnementsspielplan vorgenommen, die alte und neue Besucher ins kleine Schauspielhaus an der Kieler Straße locken möge. Zu unserem Spielplanangebot gehört für uns innewohnend dazu, dass wir die Angebotspalette im Theatercafé „Kulissensnack“ durch unsere freundlichen Thekenkräften reichen und unsere fleißigen Bürokräfte im Theaterbüro hilfreich und fachkundig die Abonnenten und Kartenkäufer beraten und betreuen. Wobei die vielen fleißigen Hände (für Bühnenbau, Requisiten, Beleuchtung, Soufflage, Inspizienz, Kostüme, Maske) neben und hinter den Kulissen nicht unerwähnt bleiben sollen, denn unser Credo lautet: Der Star ist das gesamte Ensemble!“


 

Unser Spielplan 2024/25
ACHTERTÜSCHE SÜSTERN
(Die gefälschte Wahrheit)
Komödie von Peter Buchholz, Niederdeutsch von Kerstin Stölting


Erben bringt Scherben", diese Erfahrung machen die grundverschiedenen Schwestern Eva, Judith und Christin unmittelbar nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters. Doch nicht der gemeinsame Abschiedsschmerz lässt sie in dessen Haus zusammenkommen, sondern die Verwaltung des vermeintlichen Erbes. Judith, die die hanebüchenen Projekte ihres Mannes nicht mehr finanzieren kann, und Eva, mehrfach geschieden und Mutter von drei Kindern, sind in finanzieller Bedrängnis und erhoffen sich vom Nachlass Entlastung und auch Wiedergutmachung. War der Vater für sie zu Lebzeiten ein ignoranter Despot, soll nun wenigstens sein Tod gewinnbringend sein. Einzig Christin, das Nesthäkchen „Flöckchen“, war bis zum Schluss mit dem Vater in Kontakt und arbeitete gemeinsam mit ihm im Antiquitätengeschäft. Durch die Erzählungen von „Flöckchen“ eröffnen sich den beiden anderen Schwestern völlig neue Perspektiven auf ihren Vater. "Der Alte" ein Kunstkenner? Kein Knauser, sondern ein sympathischer Lebemann mit einer jungen Freundin? Für Eva und Judith kaum vorstellbar, sitzen die einmal geschlagenen Wunden zu tief. Ein stattlicher Anteil am Erbe ist die einzige Entschädigung, die beide gelten lassen.
Doch der sorgfältig hinter einem Bild des Künstlers Laplace versteckte Tresor ist leer, als sie ihn öffnen. Was nun? Lässt sie der Vater leer ausgehen und enttäuscht ein weiteres Mal? Und welche Rolle spielt dessen Freundin, eine Kunstexpertin, die scheinbar alles tut, um die Schwestern wieder zu vereinen? Gibt es jenseits der zementierten Entfremdung noch etwas anderes, das sie verbindet? Und als stiller Zeuge der gezogenen Bilanz, bekommt das Bild des Laplace immer größere Bedeutung.

DAT FROLLEIN WUNNER

 

(Das Frollein Wunder)
Musikalische Komödie von Murat Yeginer, Niederdeutsche Fassung Kerstin Stölting


 

Die drei sehr unterschiedlichen Damen Rosa (Aushilfslehrerin), Käthe (Schneiderin) und Hilde (Melkerin) treffen Ende der 40er Jahre in der britisch besetzten Zone mit dem Ziel aufeinander sich gemeinsam einen großen Traum zu erfüllen: Ein Konzert vor der Queen im Garten des Buckingham Palast! Aber dafür müssen sie einen Gesangswettbewerb gewinnen. Gegründet werden soll eine Damenkapelle, genauer gesagt: eine Damenband, wie Captain John McGintley, der Organisator des „Anglo-German-Swing Festivals“, betont. Eine große Herausforderung – nicht nur für die drei „German Frolleins“, denn der Sieg kann nur gelingen, wenn Fräulein Wunder mitmacht! Mit einem Augenzwinkern, überaus humorvoll doch gleichermaßen melancholisch und berührend, angereichert mit zahlreichen Liedern aus den 30er und 40er Jahren, gelingt es Murat Yeginer eine Geschichte zu erzählen, die das Publikum in ihren Bann zieht. Mit vielen Titeln der 30er/40er wie „It Don’t Mean A Thing“, „Bay mir bistu sheyn“,“Musik, Musik, Musik“ („Ich brauche keine Millionen“), „Cheek ton Cheeck“ (I‘m in Heaven), „Küss mich! Bitte, bitte küss mich!“ werden wir Sie auch swingend musikalisch in die Nachkriegszeit führen.


 

UTMUSTERT

(Death of a Salesman, Der Tod eines Handlungsreisenden)
Schauspiel on Arthur Miller,Niederdeutsch von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen

 

In Arthur Millers Erfolgsschauspiel wird das Scheitern des Handelsvertreters Willy Lohmann porträtiert, der für sich, seine Frau Linda und seine beiden Söhne Juppi und Buttje ein erfolgreiches und wohlhabendes Leben erträumt hat. Jedoch muss Willy sich im Alter von Mitte 60 Jahren eingestehen, dass er sich mit den Vorstellungen über sein Leben, Beruf und Familie schlussendlich selbst betrogen hat. Der eigene scheinbar sinnlose Lebensweg hat ihn zermürbt. Seine fürsorgliche Frau erreicht ihn nicht mehr. Hartmut Cyriacks und Peter Nissen, das erfolgreiche Übersetzerduo, haben die uramerikanische Geschichte mit großem sprachlichem Einfühlungsvermögen nicht nur ins Plattdeutsche übertragen, sondern die Handlung in das gerade wiedervereinigte Deutschland transponiert. Der Wessi Lohmann muss als Handelsvertreter in Mecklenburg-Vorpommern seine Waren verkaufen. Nachdem bei seinem Arbeitgeber, der ihm sehr zugetane Firmenchef aufs Altenteil gewechselt ist, wird die Lage für Lohmann immer schwieriger…


DE VÖRNAAM
(Der Vorname, Le Prenom)
Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, Niederdeutsch von Kerstin Stölting

Ein gemütlicher Abend soll es werden in der schlicht und stilvoll eingerichteten Wohnung des Literaturprofessors Paul Blohm und seiner Frau Charlotte. Nur Freunde und Familie sind zu Gast: Charlottes Bruder Christoph mit seiner schwangeren Frau Anna, dazu Kay König, Posaunist und Freund seit Kindertagen. Für Christoph, einen begnadeten Selbstdarsteller, ist die Runde zu friedlich. Um für "Stimmung" zu sorgen, enthüllt er den fassungslosen Freunden den geplanten Vornamen seines noch ungeborenen Sohnes: Adolphe. Die Debatte um die Frage, ob man sein Kind nach Hitler benennen darf, ist nur eine der hitzigen Diskussionen dieses Abends, aber sie führt dazu, dass das bisher so gemütliche Familientreffen plötzlich aus dem Ruder läuft. Denn die Jugendfreunde Paul und Christoph sind nun in der Laune, sich endlich einmal ein paar Wahrheiten zu sagen, die man im Interesse eines gedeihlichen Zusammenlebens besser verschweigen würde. Beträchtliche Eitelkeiten treffen nun aufeinander, mit geschwollenen Kämmen hacken die Kampfhähne aufeinander ein. Mit Lust und Niveau werden Wortgefechte ausgetragen - doch die Contenance verlieren die Alphatiere erst, als Charlottes und Christophs Mutter Ellen in einer Weise ins Spiel kommt, die sich niemand hat träumen lassen. Wortwitz und Dialoge in der besten Tradition der französischen kritischen Gesellschaftskomödie treiben atemlos eine Handlung voran, die bei aller Komik auch manchen ahnungsvollen Blick in die Abgründe der Figuren erlaubt. Ein Fest für fünf gut aufgelegte Schauspieler und vor allem für die Zuschauer.


EIN SOMMERABEND IM WINTERGARTEN
(Dangerous Obsession)
Psychothriller von Norman J. Crisp, Deutsch von Renate und Christian

 

Sally Driscoll möchte die letzten warmen Abendstunden entspannt im Wintergarten verbringen und wartet auf ihren Mann. Doch statt Marc kommt ein Fremder, als John stellt er sich vor, sie würden sich von irgendeiner Party kennen. Trotz ihres Misstrauens lässt sie ihn herein. Doch die „schüchtern, sympathische“ Fassade des Besuchers, fällt, als Hausherr Marc nach Hause kommt, und John sein wahres Gesicht zeigt. Es geht um einen mysteriösen Autounfall, in den Marc verwickelt war und der ein Menschenleben forderte. Sinnt der Ankläger zu Recht auf Rache oder sind Sally und Marc Opfer eines Verrückten? Was mit einer freundlichen Plauderei beginnt, wird zu einem wahren Alptraum. Dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit werden ans Tageslicht gezerrt. Ein mysteriöser Autounfall forderte ein Menschenleben. Was ist damals geschehen? Wer lügt in dem Spiel? Sinnt der Ankläger zu Recht auf Rache? Oder sind Sally und Marc Opfer eines Verrückten? Unser diesjähriges hochdeutsches Stück ist gespickt mit Humor, Skurrilität, Spannung und verblüffenden Dialogen. Ein Psychothriller der Extraklasse! Übrigens, als Niederdeutsche Erstaufführung haben wir das Stück in der Spielzeit 1994/95 unter dem Titel „Halsbreken Grappen“ gespielt

 

Theaterschule
Die bühneneigene Theaterschule wird unter der Leitung von unserem Ensemblemitglied Kristin Claudia Kloster und der Assistenz von Michel Waskönig im Herbst des Jahres mit einem neuen Kurs fortgesetzt. Interessierte Jugendliche (12 bis 18 Jahre) können sich im Theaterbüro oder unter Mail theater-am-meer@ewetel.net melden. Die wöchentlichen Theatertrainingszeiten sind dienstags von 18 bis 20 Uhr – außer in den Schulferien. Wie immer geht es nach den Sommerferien los.



NWZ-Online vom 28. Juli 2023

 

MIT „HERR PUNTILA UN SIEN KNECHT MATTI“ FING ALS ÜBERSETZER ALLES AN
NIEDERDEUTSCHES THEATER IN WILHELMSHAVEN
Mit „Herr Puntila un sien Knecht Matti“ fing als Übersetzer alles an. 
Arnold Preuß übersetzt Theaterstücke aus dem Hochdeutschen ins Plattdeutsche. Wie der 71-Jährige zu dieser Arbeit kam, war eher dem Zufall geschuldet.

Dieser Artikel ist erschienen in der Wilhelmshavener Zeitung
von Wolfgang Niemann

 

Wilhelmshaven - Wie gut, dass diese Großeltern so „unartig“ waren, als Arnold Preuß über viele Jahre bei ihnen aufwuchs. Seine Eltern hatten ausdrücklich festgelegt, dass Hochdeutsch mit dem Jungen gesprochen werden sollte. Was für ein Glück für den Enkel und die Nachwelt, dass Oma und Opa aber fast nur Platt sprachen, denn was wären die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven beziehungsweise das „Theater am Meer“ ohne ihn als Schauspieler, Regisseur und Intendant. Und nicht zu vergessen als Übersetzer. Wie der gelernte Verwaltungsbeamte dazu kam, ist eher dem Zufall geschuldet. Für die Niederdeutschen Tage 1989 wollte Wilhelmshaven als Gastgeber etwas Besonderes bieten: ein Stück vo n Bertolt Brecht auf Platt. „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ sollte es sein, doch die Brecht-Erben erteilen keine Aufführungsrechte für Amateurbühnen. Das Problem umschiffte man, indem die Landesbühne Niedersachsen Nord als Co-Partner auftrat und deren Chef Georg Immelmann die Regie übernahm.

Mit Bertolt Brecht fing alles an

Blieb ein anderes, grundlegendes Problem: eine niederdeutsche Fassung gab es nicht. Da erklärte Arnold Preuß, der seit 1987 an der Landesbühne mitwirkte und für die Rolle des Matti vorgesehen war: „Dann mach ich das eben.“ So wurde aus Brechts Volksstück nun „De Herr Puntila un sien Knecht Matti“ und diese Inszenierung erlebte in der niederdeutschen Erstaufführung im Mai 1989 eine triumphale Festaufführung. Preuß aber hatte das Übersetzen so viel Spaß gemacht, dass diesem Erfolg mittlerweile 62 weitere Stücke folgten. So manche dieser fast allesamt am Theater am Meer inszenierten niederdeutschen Erstaufführungen wurden dann auch von anderen Bühnen nachgespielt. Mal waren es Klassiker wie von Moliere, mal Klassiker des Boulevard wie „Allens ut de Reech“, im Ursprung von Ray Clooney. Große Honorare seien damit aber nicht verbunden, betont Preuß, denn für derartige Adaptionen gibt es nur wenige Prozente. Wichtig ist ihm vielmehr, nicht immer nur das zu spielen, was woanders schon gelaufen ist. Und er hat so seine Phasen, wenn er zum Beispiel die englischen Komödien mit dem schwarzen Humor übersetzt – und der Publikumserfolg gibt ihm recht. Stets hat er Dutzende von Textbüchern daheim liegen, die auf eine Übersetzung warten. Da bringt er dann den neuen niederdeutschen Text parallel auf die Seite mit dem hochdeutschen Original und das wird von der Übersetzung quasi verdrängt. Als Hilfsmittel dient lediglich „Der kleine Sass“ wegen Rechtschreibung und Grammatik, denn Platt hat seine eigene Syntax.

Preuß übersetzt als Schauspieler

Manche Sätze müsse er ganz neu formulieren, damit sie authentisch wirken. Vor allem aber übersetzt er als Schauspieler: „Der Text muss durch den Mund gehen.“ Das trifft im Übrigen auch für die schon bekannten niederdeutschen Stücke zu, die er für das in Wilhelmshaven verwendete Nordoldenburgische Platt anpasst. Wie zuletzt für „Een Week, keen Dag wieter“ vom französischen Komödienschreiber Clement Michel, das am 2. September seine Premiere im Theater am Meer feiern wird. Dessen niederdeutsche Fassung von Markus Wiese war Arnold Preuß mit seinen Erfahrungen als Schauspieler bei mehr als 100 Stücken nicht „rund“ genug“. Im Übrigen verrät er, dass er die Stücke stets danach aussucht, ob er die passenden Akteure dafür zur Verfügung hat. Weshalb er sich auch auf den Januar 2024 freut, wenn das vor Jahren übersetzte „Crazy“ von Frank Pinkus endlich auf die Bühne kommt. Für die se selten gespielte Komödie unter dem niederdeutschen Titel „Appeldwatsch“ braucht es fünf männliche Spieler, die allesamt bekloppt sind, dies aber nicht wissen. Ob der bald 72-jährige Arnold Preuß bei aller ungebrochenen Begeisterungsfähigkeit denn auch noch ein Traumstück vor sich herschiebt? „Ja, Shakespeares King Lear – aber dafür bin ich noch nicht alt genug!“

 

 


Über mich: Biografisches soll ich erzählen ..?

 

Nun ja, ich bin Arnold Preuß, geboren in Wilhelmshaven und lebe ich auch heute noch [zunehmend gern!] in der grünen Nordseestadt hinter dem schützenden Deich am Meer.

Theater am Meer

Seit über 50 Jahren (genau seit 1972) spiele und inszeniere ich als Mitglied des "Theater am Meer - Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven" Theaterstücke in Niederdeutscher Sprache. Dabei habe ich es auf mehr als 100 gespielte Rollen und über 60 Inszenierungen gebracht. Gelegentlich gastiere ich auch gelegentlich dort, wo es eine interessante Rolle (auch hochdeutsche) zu spielen oder ein faszinierendes Stück zu inszenieren gibt.

Übersetzer

Zum Übersetzen hat mich meine Tätigkeit als Leiter des Theaters am Meer gebracht. Die Palette an original in Niederdeutscher Sprache geschriebenen Stücken hat mir nicht mehr ausgereicht. Ich wollte den Spielplan unseres Theaters um Themen, Typen und Texte aus anderen Sprachräumen ergänzen. So fing ich mit einer Übersetzung von Brecht an. Das machte mir so viel Spaß, dass auch Werke von Gogol, Moliere, Hebbel und Goldoni den Weg auf die niederdeutsche Theaterbühne fanden. Später kamen noch Übersetzungen von Stücke aus dem vorwiegend englischsprachigen Raum dazu, weil mir als Regisseur der englische, schwarze Humor besonders gut gefällt und wie man an Aufführungszahlen ablesen kann, dem niederdeutschen Publikum offensichtlich auch. Mitlerweile habe ich rund 60 Theaterstücke in die Niederdeutsche Sprache übersetzt.

Seminare + Sprecher

Einige Jahre war ich auch als Seminarreferent für das breite Spektrum des Theaterspielens tätig. Ebenfalls war ich als  Sprecher für Hörspiele tätig.

Landesbühne Niedersachsen Nord

Von 1987 an war ich Verwaltungsdirektor später dann kaufmännischer Geschäftsführer der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven. Von 1996 bis 1998 war ich in Personalunion zugleich auch interimistisch der künstlerische Geschäftsführer, der die Aufgaben des Intendanten mit übernahm. In meiner Zeit an der Landesbühne war er auch Mitglied im Ensemble und spielte in Wilhelmshaven und im Spielgebiet einige Rollen unter nahmhaften Regisseuren wie Herbert Adamec, Thierry Bruehl, Jegor Wyssozki und Donald Berkenhoff. Bei diesen Kollegen habe ich künstlerisch eine Menge lernen.

Heute bin ich wieder mit großer Liebe, Lust und Leidenschaft an "meinem" Theater am Meer tätig. Dieses "Kleine Schauspielhaus" nimmt einen großen Raum in meinem jetzigen "unruhigen" Pensionärsleben ein.




 
 
 
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